KI und Transhumanismus als Bedrohung des Lebendigen
Spätestens das Jahr 2023 kann als das Große Coming-Out der KI bezeichnet werden. Zwar war das Thema bereits zuvor präsent, jedoch durchstößt es erst seit relativ kurzen die mediale Decke und dringt verstärkt ins allgemeine Bewusstsein. Mit der Frage nach der KI schwingt im Hintergrund auch die Frage nach dem Transhumanismus mit. Auffällig ist, dass in diesem Zusammenhang Fragen nach der Zukunft des Menschen gestellt werden, nach seinem „Gebrauchtwerden“ (wessen Bedarf ist hier gemeint?), seiner Minderwertigkeit (siehe die prometheische Scham bei Günter Anders) und seines nicht näher definierten „Endes“. Die KI würde das Ende der Menschheit bringen und sei die Atombombe des 21. Jahrhundert, es drohe eine Reduktion vom Menschen zu „hackable animals“, wie es Harari nennt. Gleichzeitig und eigentlich paradoxerweise wird in diesem Zusammenhang von „Evolution“ gesprochen, also einer gleichwie biologischen Entwicklung hin zu einer Überschreitung des Menschlichen ins Technische, eben dem Transhumanismus, der so genannten Biodigitalen Konvergenz. Dies wie gesagt derzeit medial noch implizit und ohne den Transhumanismus direkt zu nennen, aber doch deutlich hörbar.
Warum wird in diesem Zusammenhang von Evolution gesprochen? Warum nun sollte eine Verschmelzung des Menschen mit der KI und technischen Bauteilen eine Evolution darstellen mit der impliziten Unterstellung einer Höherentwicklung? Man könnte doch genauso gut von einer Pathogenese sprechen, also einer fortschreitenden Symptomentwicklung einer bestimmten psychischen, sogar psychophysischen Erkrankung. Der bis zur Amputation eskalierte Drang nur ein Bein zu haben, der als psychische Störung bei manchen Menschen auftritt, wäre auch nicht als Evolution zu beschreiben. Viel eher wären Kategorien der Besessenheit durch einen dem eigenen Leib feindlichen Gedanken zu vermuten. Würde eine Deutung als Pathogenese nicht viel besser zu eigenartigen Prognosen passen, die mit der KI verbunden werden? Zum umreduzierbaren Unterschied zwischen dem Lebendigen und dem Technischen.
QUELLEN
Thomas Fuchs, Verteidigung des Menschen, 2020.
Goethe, Faust, Der Tragödie Zweiter Teil, 1832.
ETA Hoffman, Der Sandmann, 1816.
Jochen Kirchhoff, Die Erlösung der Natur, 2004.
Philosophische Gespräche mit Jochen Kirchhoff Episode 36 vom 2023 (5783) mit Gwendolin Walter-Kirchhoff.
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#KI #Transhumanismus #sandmann
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