Leonard Bernstein - Serenade | Midori | WDR Sinfonieorchester
Leonard Bernsteins Serenade nach Platons „Symposion“, gespielt von Midori und dem WDR Sinfonieorchester unter der Leitung von Constantinos Carydis. Live aufgezeichnet am in der Kölner Philharmonie.
Leonard Bernstein - Serenade nach Platons „Symposion“
00:00:00 I. Phaedrus: Pausanias
00:07:32 II. Aristophanes
00:12:42 III. Eryximachus
00:14:23 IV. Agathon
00:22:48 V. Socrates: Alcibiades
Midori, Violine
WDR Sinfonieorchester
Constantinos Carydis, Leitung
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Werkeinführung:
Leonard Bernstein, das überbordende Musikgenie: Als Dirigent für mehrere Jahrzehnte der große Antipode zu Herbert von Karajan am anderen Ende der Skala – hochemotional, hyperlebendig, humorvoll, sinnenfroh. Mit seiner dionysischen Kraft hat Bernstein selbst die konservativen Wiener Philharmoniker etwa in den gemeinsamen Mahler-Interpretationen zu musikalischen Revolutionären gemacht. Als Komponist gebührte ihm allein mit den Hits aus der “West Side Story“ wie “Tonight“, “Maria“, “Somewhere“ oder “America“ sowie mit seiner Ouvertüre zu “Candide“ ein Ehrenplatz im Musik-Olymp. Sein Stern strahlte aber noch deutlich weiter als die genannten Erfolge – mit einer Lichtvielfalt, die nicht leicht zu fassen ist.
Wer nicht genau hinschaute und hinhörte, verdächtigte Bernstein als Showmaker, der einige eingängige Evergreens geschrieben hat. Genau dies sind aber die meisten seiner über hundert Kompositionen nicht. Bernstein hatte nicht nur viel über Musik zu sagen – legendär seine “Young People’s Concerts“ im Fernsehen –, sondern als Komponist auch viel mit Musik. Große Werke wie etwa seine drei Sinfonien sind durchaus sperrig, wollen erst einmal erschlossen werden. Auch seine “Serenade nach Platons Symposion“ ist ein gewichtiges Stück, dessen Klangoberfläche bei aller Spielfreude doch auch herausfordert. Seine Inspiration zu dieser Komposition hat Bernstein von Platons Schrift “Symposion“ erhalten, was nichts anderes heißt als ’Gastmahl’ oder ’Trinkgelage’. Zu diesem imaginierten Fest treffen sich neun Personen, die real gelebt haben, und tauschen ihr Verständnis von der Liebe aus. Jeder hat seine Position, mal das Exzessive, mal das Ekstatische hervorhebend, mal vor den schä(n)dlichen Auswirkungen des Eros warnend. Jeder der Neun hält eine mehr oder weniger flammende Rede, greift Gedanken der Vorredner auf, flicht diesen bei, verwirft sie oder empört sich gar über sie.
Genau diese Dramaturgie bildet Bernstein in der Serenade nach. Auch das Dialogische und die Dispute des Gastmahls übersetzt er musikalisch: Wie die Gedanken und Argumente der Redner interagieren auch die Motive und Themen. Ein angeregter und anregender philosophisch-musikalischer Diskurs.
(Text: Otto Hagedorn)
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