BRENNENDE BARRIKADEN: Bitterböse Bauern protestieren in Brüssel | WELT Live dabei
Kurz vor einem Gipfeltreffen der europäischen Staats- und Regierungschefs in Brüssel haben französische und belgische Bauern erneut mit umfangreichen Straßenblockaden gegen steigenden Kosten, Umweltauflagen und Billigimporte demonstriert. Eine lange Traktoren-Schlange nahm am Mittwoch Kurs auf den Großmarkt Rungis bei Paris, obwohl Innenminister Gerald Darmanin die Bauern eindringlich vor Versuchen warnte, das Gelände oder auch Flughäfen oder gar die Hauptstadt selbst zu blockieren. Ein Polizeivertreter sagte, 18 Personen seien bereits festgenommen worden. Das Fernsehen zeigte Aufnahmen von Polizisten, die Traktoren an der Loire stoppten, um sie daran zu hindern, nach Paris zu kommen. In Belgien verstellten Bauern unter anderem Zufahrtsstraßen zum Container-Hafen Zeebrügge.
Insgesamt verzeichneten die französischen Behörden etwa 100 Blockaden, wie Darmanin mitteilte. Ähnlich wie jüngst in Deutschland hatten die französischen Bauern schon in den vergangenen Tagen an zahlreichen Stellen Autobahnzufahrten oder andere Straßen mit Traktoren zugestellt. Auch in weiteren europäischen Ländern gab es bereits ähnliche Aktionen, etwa in Polen und Rumänien. Spaniens Bauern haben erklärt, sich der Bewegung anzuschließen. 1000 italienische Landwirte wiederum haben angekündigt, an für Donnerstag in Brüssel geplanten Protesten mitzumachen. In der belgischen Hauptstadt findet am Donnerstag der EU-Gipfel statt.
Die Wut richtet sich gegen eine ganze Reihe von Punkten, die die Bauern als Benachteiligung empfinden. Besonders in den Fokus geraten sind unter anderem Agrarimporte aus der Ukraine. Bauern in der EU sehen ihr Geschäft gefährdet, weil Einfuhrzölle auf Lieferungen aus der Ukraine im Zuge des dort ausgebrochenen Kriegs ausgesetzt wurden und die Produkte dadurch deutlich günstiger in die EU gelangen. Als Zugeständnis an die europäischen Bauern schlug die EU-Kommission daher am Mittwoch vor, Agrarimporte aus der Ukraine zu begrenzen. Die Importzölle sollen demnach zwar um ein weiteres Jahr bis Juni 2025 ausgesetzt bleiben. Allerdings können auf zentrale Produkte wie Geflügel, Eier und Zucker künftig sehr wohl Zölle erhoben werden, wenn davon mehr in die EU importiert werden sollte, als im Schnitt in den Jahren 2022 und 2023.
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